St. Nikolaikirche, Blick vom Südermarkt

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Über dem Flensburger Südermarkt erhebt sich die St. Nikolaikirche. Sie empfängt die Besucher*innen, die mit Bahn und Bus anreisen, auf ihrem Weg in die Altstadt. Sie beobachtet seit Jahrhunderten das geschäftige Treiben an den Markttagen, bietet Schatten an Sonnentagen und Schutz, wann immer er nötig ist. Täglich ist ihre Tür geöffnet für Menschen, die Schönes suchen, für Menschen, die Fragen haben an 'Gott und die Welt', für Menschen, die traurig, wütend, fröhlich sind, für Menschen, die suchen, für Menschen, die gefunden haben, für Menschen, die sich gerade verloren fühlen, für Menschen, die neugierig sind ...

Die Türen der Kirche sind von 9:00-18:00 geöffnet, egal zu welcher Jahreszeit. Das Team der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden hält sie offen und freut sich über Ihre Fragen und Anmerkungen - zu Geschichte und Gegenwart. Es ist immer jemand da.

St. Nikolaikirche, Blick nach Osten in den Altarraum

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Der Innenraum der Kirche ist wie aus dem trubeligen Leben der Stadt herausgelöst: Die dicken Backsteinmauern dämmen den Lärm von draußen. Das Sonnenlicht fällt gedämpft durch die großen gotischen Fenster. Mächtige Rundpfeiler geben der großen Halle einen Rhythmus. Der Blick wird direkt auf den Altar hingeleitet.

Wenn Sie nicht nach Flensburg anreisen können - warum auch immer - haben Sie trotzdem die Möglichkeit, die Kirche zu entdecken. Auf der Website der Kirchengemeinde können Sie einen virtuellen Rundgang durch die Kirche unternehmen. Sie erhalten Informationen, lesen Geschichten und hören Musik aus der langen Geschichte der Kirche - wann und wo Sie wollen. Schauen https://www.nikolaikirche-flensburg.de/rundgang

St. Nikolaikirche, Altaraufsatz, Detail

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In der alten Handelsstadt Flensburg sind sich schon immer viele Menschen begegnet. Sie haben sich ausgetauscht, diskutiert und gestritten - über die Qualität der Ware und ihren Preis, um politischen Einfluss im Rat der Stadt und vieles mehr. Sie machten sich Sorgen um ihre eigene Gesundheit, die Gesundheit ihrer Familien und ihren Wohlstand. Viele von ihnen mussten hart arbeiten und verdienten nie genug, um sich und ihre Angehörigen ausreichend versorgen zu können. Manche kippten über den Rand der "bürgerlichen" Gesellschaft ...
Im städtischen Leben boten die Netzwerke der Bruderschaften und Zünfte eine soziale Absicherung gegen Armut und Einsamkeit. Die Kirchen waren das Zentrum für Hoffnung auf eine bessere Zukunft - im "Reich Gottes". Wohlhabende Bürger finanzierten ihren Bau, die Ausstattung und den Unterhalt der Gebäude. Sie taten es zur Sicherung ihres "Seelenheils" und doch auch für andere. - Besuchen konnte die Kirche jede/r, der/die wollte und teilhaben am großen Hoffen und der großen Zuversicht.
Die Nikolaikirche ist mit ihrer Architektur, mit den verbliebenen Ausstattungsstücken und der Lebendigkeit des Gemeindelebens noch heute ein Zeugnis davon.

St. Nikolaikirche, Altaufsatz, Detail des Rahmens

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An der Ostseite des langgestreckten Raumes steht der beeindruckende Altaraufsatz. Mächtige gedrehte Säulen rahmen ein großes Gemälde. Sie sehen aus, als wären sie aus Marmor. Doch das täuscht. Wie alle anderen Teile sind sie aus Holz — in einer einheimischen Werkstatt geschnitzt. Marmorimitationen sind typisch für die Epoche des Barock: Für die "Ehre Gottes und die Zierde der Kirche" konnte kein Material zu kostbar sein. Allerdings: Es musst bezahlbar bleiben für die ortsansässigen Stifter*innen. Die heimische Eiche war da deutlich günstiger, und gleichzeitig war sichergestellt, dass sich die Handwerker vor Ort mit der Bearbeitung des Materials gut auskannten.

Das große Gemälde zeigt eine Auferstehung Jesu am Ostermorgen, wie sie in der Bibel berichtet wird. Die Soldaten, die das Grab bewachen, weichen erschrocken zurück: Einen Toten aus dem Grab auffahren zu sehen, das hatten sie noch nicht erlebt ...
Flankiert wird das Gemälde von zwei weibliche Figuren. Sie blicken ruhig und wissend auf das außergewöhnliche Geschehen: links der Glaube, rechts die Hoffnung — zwei christliche Tugenden. Sie haben es erwartet.

 

St. Nikolaikirche, Altaraufsatz, Detail des unteren Gemäldes (Abendmahl)

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Unterhalb der Auferstehung eine weitere dramatische Szene: Männer sitzen um einen Tisch herum, reden, gestikulieren, hören dem einen, der in der Mitte sitzt, gebannt zu. Diese Szene zeigt das sogenannte letzte Abendmahl. Jesus und seine Begleiter sollen es eingenommen haben, bevor Jesus verraten, festgenommen und hingerichtet wurde. Dieser offenbart seinen Freunden gerade, was geschehen wird. Einer aber verlässt den Raum. Es ist Judas, der Verräter.

Der unbekannte Maler zieht uns hinein in das dramatische Geschehen von Verrat, Tod und Erlösung. Das große Bild ist schon von weitem zu sehen. Es soll die Kirchenbesucher*innen zu sich ziehen. Es ist ein Bild der Hoffnung. Das kleinere Bild darunter ist nur dann gut zu erkennen, wenn wir in unmittelbarer Nähe stehen—vor dem Altar, beim Abendmahl.

St. Nikolaikirche, Relief "der gute Hirte", Detail von der Kanzeltür

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Neben dem Altar befindet sich die Kanzel. Ein Prachtstück der Schnitzkunst! Der Stifter hat keine Kosten und Mühen gescheut, renommierte Bildschnitzer in Lübeck und Flensburg für sein ‚Projekt‘ zu gewinnen.
Die kleine Figur des „guten Hirten“ an der Tür zum Kanzelaufgang gibt einen Vorgeschmack dieser schönen handwerklichen Arbeit. Sie soll im folgenden etwas näher betrachtet werden.

Fangen wir doch gleich mit diesem kleinen Relief an: Der „gute Hirte“. Der Hirte, der ein Schaf seiner Herde auf den Schultern trägt, ist ein Motiv, das bereits in der Antike bekannt war. Das Christentum übernahm es als eine der ersten Darstellungen Jesu Christi. Damit prägte es das Bild Jesu als eines verantwortungsvollen und fürsorglichen Hirten, der keines seiner Schafe (die Gemeinde) zurücklässt.
Unter dem Relief stehen lateinische Buchstaben: Ego sum ostia — ich bin die Tür. Dies ist ein Zitat aus dem Evangelium des Johannes. Wie passend für eine tatsächliche Tür zum Kanzelaufgang. Es erinnerte den Pastor an seine Verantwortung im Namen Jesus zur Gemeinde zu sprechen.

 

St. Nikolaikirche, Relief "die Stärke", Detail von der Kanzeltür

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Den Blick konzentriert nach vorne gerichtet tritt eine junge Frau aus dem dunklen Eichenholz hervor. Wie mühelos hat sie einen großen Balken - oder was mag es sein? - über die rechte Schulter gelegt.

Nicht ganz so mühelos scheint es für den Bildschnitzer gewesen zu sein, die Figur Schnitt für Schnitt aus dem harten Eichenholz herauszuarbeiten. Die Fasern des Holzes setzten der kleinteiligen Schnitzarbeit harten Widerstand entgegen. Manche Form, die rundlich sein sollte, ist eckig geworden. Manches, was feingliedrig sein sollte, scheint dem Holz wie abgerungen. Doch die kleine Figur wurde nicht für die Nahsicht gemacht. Sie musste keinen analysierenden, entlarvenden Blicken aus der Nähe standhalten. Sie ist Teil eines großen Ganzen - der Kanzeltür in der St. Nikolaikirche in Flensburg. Sie bildet mit ihrer Kollegin auf der linken Seite die Sockelzone des prächtigen Schnitzwerks und erfüllt dort ihren Zweck voll uns ganz: Sie 'trägt' die Seitenteile des Portals.

 

St. Nikolaikirche, Relief "die Klugheit", Detail von der Kanzeltür

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Wer ist sie?
Die junge Frau ist eine sogenannte Allegorie. Allegorien sind bildliche Darstellungen, die abstrakte Begriffe anschaulich machen. In diesem Fall ist es die Tapferkeit/Stärke - auf Lateinisch fortitudo. Sie trägt oft den Schaft einer Säule bei sich. Sie ist ihr Attribut, ihr Erkennungsmerkmal.
Die Tapferkeit/Stärke gehört in der europäischen Kulturgeschichte zu den Tugenden. Dieses heute veraltete Wort bezeichnet wünschenswerte, vorbildliche Eigenschaften eines Menschen. Die Tugendlehre entstand bereits in der Antike und war jahrhundertelang sozusagen der moralische Kompass für ein vorbildliches Leben. Als wichtige Tugenden wurden außer der Tapferkeit/Stärke noch Mäßigung, Gerechtigkeit und Klugheit/Weisheit angesehen. - Der Tapferkeit gegenüber steht übrigens die Klugheit/Weisheit mit dem Spiegel als Attribut.
Mit dem Christentum kamen weitere Tugenden hinzu: Glaube, Liebe und Hoffnung - die sogenannten christlichen Tugenden.

Die Reliefs an der Tür der Kanzel sind Teile eines großen Bildprogrammes, das sich über die gesamte Kanzel erstreckt. Es muss gelesen werden - wie ein Buch. Es besteht zum Teil aus Bildern und zum Teil aus Texten. Wenn es uns gelingt, die Texte zu entziffern und die Bilder zu entschlüsseln, dann kommen wir der Botschaft des Werkes auf die Spur. Wir wollen es versuchen.

St. Nikolaikirche, Kanzeltür, Sockelzone

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Die Darstellung von Tugenden beziehen sich immer auf einen Menschen. Aber auf wen? Bin ich gemeint, die ich im Innenraum der St. Nikolaikirche stehe und die Tür betrachte? Soll ich tapfer und klug sein? Möchte der Bildschnitzer mir diese Botschaft mit auf den Weg geben? 
Nun falsch ist es natürlich nicht, wenn ich mich bemühe 'tugendhaft' zu leben. Aber was ist denn damit gemeint? Was meint 'Tapferkeit'? Was 'Klugheit'? Wie genau soll ich mich verhalten? Sind das nicht völlig veraltete Begriffe? An der Wirklichkeit unserer Zeit vorbei? Heute ist Nachhaltigkeit sicher eine wichtigere Tugend als Tapferkeit. Ich sollte lieber nachhaltig leben - auf Plastik verzichten und CO2-sparen - als die Zähne zusammenbeißen und Säulen durch die Gegend tragen ...
Obwohl ­­­- wenn ich es mir überlege, kostet es schon sehr viel Mut und Stärke, die eigenen lieb gewordenen Gewohnheiten zu verändern!

 

St. Nikolaikirche, Korb der Kanzel, Inschriftentafel

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Wenn wir diese schöne Schnitzarbeit betrachten, tauchen wir tief in die Geschichte ein - bis hinab zum Beginn des 16. Jahrhunderts. In dieser Zeit war die Tugendlehre groß in Mode und es war ein ganz bestimmter Mensch, der die Darstellung der Tapferkeit und der Klugheit für 'sein' Kunstwerk auswählte, und das sicher nicht ohne Hintergedanken: Blasius Eckenberger. Eckenberger, ein gebürtiger Lübecker, hat die Stadt Flensburg zu seinen Lebzeiten ordentlich 'auf Trab gehalten'. Er war ein gelehrter und streitbarer Mann, über den Sie in einer der spannenden Kirchenführungen vor Ort mehr erfahren können.
 

St. Nikolaikirche, Kanzeltür, Inschriftentafel

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Er stiftete für die Nikolaikirche nicht nur die Kanzel. Er hinterließ seine Spuren an vielen Stellen des Kirchenraumes. Doch hier besonders eindringlich. Er ließ die Kanzel mit einer Stiftungsinschrift versehen, die allen Kirchenbesucher*innen bis heute aufzeigt, wer die großzügigen Stifter waren. Das ist Teil der 'Jenseitsfürsorge' der Menschen in der frühen Neuzeit. Durch die zahlreichen Stiftungen von kirchlichen Ausstattungsstücken bleibt die Erinnerung an sie bis heute gewahrt. Und dank der Tugenddarstellungen auch ein Bild ihrer Persönlichkeit.

Für die Tür zum Kanzelaufgang wählte er als Inschrift zwischen den Wappen seiner Familie und dem seiner Frau ein Zitat aus dem Buch des Propheten Jesaja: Vulneratus propter inquitates nostras - um unsrer Missetat willen verwundet. Dieser Vers ist häufig auf Epitaphien, das sind Gedenktafeln für Verstorbene, zu finden. Es wurde darauf bezogen, dass Jesus für die Sünden der Menschen gestorben sei. Und vielleicht stellte die Stiftung des Kanzelaufgangs und der Tür für Eckenberger und seine Frau eine Art Epitaph dar - ein Gedenkbild, durch das sie der Nachwelt in Erinnerung bleiben sollten - und zwar in einer ganz bestimmten ...

Über Epitaphe erfahren Sie hier mehr:
https://www.kunst-geschichte-kirche.de/im-blick-denk-an-mich-behlendorf/

https://www.kunst-geschichte-kirche.de/im-blick-innehalten-radwegekirche-friedrichshagen/

St. Nikolaikirche, Relief "Christus in der Kelter", Kanzeltür, Aufsatz

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Blasius Eckenberger war ein kluger Kopf. Er kannte sich in der Bildwelt seiner Zeit gut aus und hatte Kontakte zu den namhaften Bildschnitzer-Werkstätten seiner Zeit.
Er gab die Kanzeltür und den Kanzelaufgang bei Heinrich Ringerink in Auftrag - übrigens 30 Jahre nachdem er und seine Frau bereits den Kanzelkorb gestiftet hatten. Doch keine Sorge: Der Pastor ist sicher auch damals schon auf die Kanzel gekommen. Vermutlich über einen einfacher gestalteten Aufgang, vielleicht eine Leiter.

Heinrich Ringerink leitete eine große Werkstatt. Hier wurden zahlreiche Kanzeln, Altaraufsätze, Orgelprospekte und Epitaphien gefertigt, die weit ins Umland von Flensburg geliefert wurden.
Ringerink verstand sein Handwerk. Er leitete seine Mitarbeiter an, moderne Ornamente und Bildvorlagen zu verwenden und sie geschickt in Szene zu setzen. Beliebt waren Vorlagen aus den Niederlanden. Sie wurden in Form von Kupferstichen und Ornamentbüchern in Europa verbreitet. Wir finden also dasselbe Motiv an verschiedenen Orten und von verschiedenen Handwerkern hergestellt wieder. So finden wir etwa das im Norden seltene Motiv "Christus in der Kelter" (siehe Foto) auf einem Kupferstich des Antwerpener Kupferstechers Hieronymus Wierix (1553-1619).

St. Nikolaikirche, Blick an der Kanzeltür vorbei auf die Orgel

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Heinrich Ringerink schnitzte auch das großartige Orgelprospekt der St. Nikolaikirche zwischen 1604 und 1609. Es ist das größte Orgelprospekt aus der Zeit der norddeutschen Renaissance. Über dieses Werk und seine spannende Geschichte erfahren Sie mehr auf dem virtuellen Rundgang durch die Kirche, den die Kirchengemeinde St. Nikolai auf ihrer Website zur Verfügung stellt https://www.nikolaikirche-flensburg.de/rundgang

Die Werkstatt Heinrich Ringerinks war in Flensburg ansässig und lieferte ihre Werke weit in das Umland Flensburg hinein und bis zur Westküste. In der Flensburger Marienkirche können Sie sein Hauptwerk, den dortigen Altaraufsatz, sehen.

St. Nikolaikirche, Kanzelaufgang, Detail

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Die gesamte Kanzel der Nikolaikirche ist mit bildlichen Darstellungen und Textabschnitten aus der Bibel verziert. Sie ist wie ein 'Buch', das von uns gelesen und verstanden werden will.
Es geht in den Bibelversen unter anderem um das Wort Gottes, das ja von der Kanzel aus vom Pastor für die Kirchenbesucher*innen interpretiert wurde. Dieses Wort falle "wie Regen und Schnee vom Himmel". Es "feuchte die Erde und macht sie fruchtbar". Und: Diese Worte, die Gott "in deinen Mund gelegt" hat, sollen "von nun an bis in Ewigkeit" weitergegeben werden.
Diese Textstellen begleiten den Kanzelaufgang. Es ist etwas Anstrengung nötig, die Schrift zu entziffern: Die Worte sind schräg in das Holz geschnitzt. Außerdem sind die Buchstaben so eng zusammengezogen, dass die einzelnen Worte kaum auseinanderzuhalten sind: Die Inschrift ist hier nicht nur Trägerin einer Botschaft, sondern auch Dekorationsmittel.

 

 

St. Nikolaikirche, Taufe, Detail

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Im Chorraum befindet sich neben Altar und Kanzel das dritte Ausstattungsstück, das in keiner christlichen Kirche fehlt – die Taufe. Sie ist aus Bronze gegossen und zeigt verschiedene Heiligenfiguren und biblische Szenen. Auf unserem Foto ist Christus als Weltenrichter zu sehen. Er thront auf einem Regenbogen, aus seinem Mund ragen eine Lilie und ein Schwert. Dieses Motiv verweist auf das sogenannte "Jüngste Gericht", das am Ende der Welt über die Menschen gehalten werden wird. Das letzte Buch in der Bibel (die Offenbarung des Johannes) erzählt davon.

Haben Sie dazu Fragen? Die Kirchenhüter*innen können Ihnen vor Ort mehr erzählen und mit Ihnen ins Gespräch kommen. Aber auch von Zuhause aus haben Sie auf dem virtuellen Rundgang die Möglichkeit mehr zu erfahren über das Werkstück und die Bedeutung der Taufe im Christentum. Hier noch einmal der Link zu dem informativen und unterhaltsamen virtuellen Rundgang durch die Kirche https://www.nikolaikirche-flensburg.de/rundgang

 

St. Nikolaikirche, Riefelbild

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Ein seltenes und im wahrsten Sinne des Wortes merk - würdiges Objekt ist das Riefelbild an der Südwand (im Osten). Bei diesem Bild sind zwei Ansichten möglich: Schauen Sie von der linken Seite sehen Sie eine Kreuzigung Jesu mit einer Frau, die ihre Arme verzweifelt um den Stamm des Kreuzes schlingt (Maria Magdalena). Betrachten Sie das Bild von der rechten Seite, ist eine Auferstehungsszene zu sehen. Wie auf dem Altarbild schwebt Jesus aus dem Grab hervor, Soldaten flüchten erschreckt.

Riefelbilder waren im 18. Jahrhundert beliebt. Sie finden sich heute noch vor allem in Kirchen. Man bespannte dreieckige Holzleisten mit zwei Streifen von zwei verschiedenen Bildern und klebte die Holzleisten auf eine Holzplatte. Das zeitliche Nacheinander von Tod und Erlösung ließ sich auf diese Weise anschaulich machen.

Es haben sich nur sehr wenige dieser kuriosen Andachtsbilder bis heute erhalten. Sie haben sich als Bildmedien nicht wirklich durchgesetzt. Heute sind solche Bilder mit zwei Ansichten und 3D-Effekt zum Beispiel noch auf Postkarten beliebt.

 

Kanzel, Detail, St. Nikolaikirche, Flensburg

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