Glauben - das ist eine sehr private Angelegenheit. Er zeigt an, auf wen oder was wir vertrauen. Was wir uns wünschen und ersehnen. In ihm ist unser Umgang mit dem Tod aufgehoben - geborgen.
Der Glaube ist nicht sichtbar, nicht mit den Händen begreifbar. Er ist Fühlen, Erleben, Erfahren - eben Glauben.
In den Religionen unserer Welt sind die verschiedenen Arten des Glaubens in Gemeinschaften eingebunden. In ihnen gibt es ein gemeinsames Verständnis davon, was geglaubt wird - auf welche Weise und in welcher Form.
Das Christentum hat in seiner zweitausendjährigen Geschichte vielfältige Ausdrucksweisen für seinen Glauben an Gott gefunden. Zahllose Texte, Bilder, Gebäude sind Zeugnisse der wandlungsreichen Geschichte dieser Religion. In ihnen wird der Glaube sichtbar und begreifbar.
Hier wollen wir Ihnen das 'Mobiliar' des christlichen Glaubens vorstellen: Ausstattungsstücke christlicher Kirchen. Nehmen Sie sich am besten etwas mehr Zeit für diese Entdeckungsreise. Sie führt durch eine jahrhundertealte Geschichte ...
Wir beginnen mit der Kirche selbst.
Der Begriff Kirche hat zwei Bedeutungen: Die erste und ältere Bedeutung meint die Gemeinschaft der Christ*innen. Von ihr wird in verschiedenen biblischen Texten gesprochen. Das Bekenntnis zu Gott und Jesus Christus ist das einende Band dieser Gemeinschaft. Sie erneuert sich immer wieder im Vollzug des gemeinsamen Abendmahls. In die Gemeinschaft aufgenommen ist, wer sich taufen lässt.
Die zweite Bedeutung meint den konkreten, sicht- und begreifbaren Kirchenbau mit seinem Mauerwerk, Fenstern, Turm, den Glocken. Er ist der Versammlungsort der christlichen Gemeinschaft. Im Verständnis der evangelischen Kirche ist ein solcher besonderer Ort eigentlich gar nicht erforderlich. Doch Kirchen sind im Vollzug des Gottesdienstes und des Abendmahls eben doch mehr als funktionale Versammlungsräume: Sie sind Orte der Begegnung mit Gott. Sie sind Häuser Gottes.
Die Dorf-, Stadt- und Klosterkirchen prägen seit Jahrhunderten die norddeutsche Landschaft. Oft sind ihre Türme weithin sichtbar. In den Türmen hängen die Glocken. Ihr Geläut ruft seit Jahrhunderten die Menschen zum sonntäglichen Gottesdienst. Aber Kirchenglocken können noch mehr: Sie strukturieren mit dem Stundengeläut den Tag und auch die Woche. Unser Kalender mit seiner 7-Tage-Woche und den Fest-und Feiertagen ist christlich geprägt.
Die meisten norddeutschen Kirchen wurden im Mittelalter erbaut. Seither haben sie eine wechselvolle Geschichte erlebt. Vor allem die Einführung der Reformation in der Mitte des 16. Jahrhunderts hat die Kirchenräume stark verändert.
Was wir heute sehen, ist eine bunte Ansammlung von Ausstattungsstücken aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie sind Zeugnisse der mittelalterlichen (katholischen), vor allem aber der evangelischen Glaubenspraxis.
Der Kirchenraum ist meist nach Osten ausgerichtet. Dort steht der Altar - das Zentrum des Gottesdienstes. Im Mittelalter war dieser besondere Ort architektonisch hervorgehoben, zum Beispiel durch einen Chorbogen, wie hier in der kleinen Kirche in St. Annen, Kreis Dithmarschen.
Über die kleine Kirche im Marschland erfahren Sie hier mehr.
Im Westen der Kirche befinden sich in der Regel der Eingang und eine Orgelempore. Das Aufstellen von Orgeln und der Einbau von Orgelemporen wurden mit der Einführung der Reformation auch in kleineren Kirchen üblich. Das Singen von geistlichen Liedern in deutscher Sprache bot der Gemeinde ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie nahm nun aktiv an der Durchführung des Gottesdienstes teil und war nicht nur passive Zuhörer*innen.
Der Altar ist das Zentrum des christlichen Gottesdienstes. An ihm wird das Sakrament des Abendmahls vollzogen. Ein Sakrament ist eine symbolische Handlung, in der Gott gegenwärtig ist.
Die Altäre erinnern an den Tisch, an dem nach biblischem Zeugnis Jesus mit seinen Begleitern vor seinem Tod das letzte gemeinsame Mahl - das Abendmahl - eingenommen hat. So ist nach evangelischem Verständnis das Abendmahl eine Erinnerung an dieses letzte Mahl und damit an den Tod Jesu.
Auf dem Altar in der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt, Kreis Segeberg, steht eine große Bildtafel mit kleinen Heiligenfiguren und Bildern, die die Geschichte der Festnahme, Folterung und Hinrichtung Jesu erzählen. Solche Bildtafeln waren vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert üblich. Sie rufen zum Mitgefühl auf und veranschaulichen das Geheimnis des Sakraments.
Die Altäre sind mit einem Altartuch bedeckt. Es ist ein Zeichen der Würde dieses Ortes. Die Kerzen waren ursprünglich Lichtquellen, um das Lesen am Altar zu ermöglichen. Aber sie haben auch symbolische Bedeutung. Sie verweisen auf Jesus Christus. Der Blumenschmuck steht in der uralten Tradition der Opfergaben an einem Altar. Die aufgeschlagene Bibel ist der Bezugspunkt jedes Handelns im Gottesdienst. - So ist der Altar ein mit Bedeutung reich gedeckter Tisch.
Die Texte des Neuen Testaments erzählen vom letzten gemeinsamen Essen von Jesus und seinen Begleitern. Sie berichten, dass Jesus ankündigt, einer aus der Gruppe werde ihn an die römischen Soldaten verraten. Jedem Anwesenden war klar, dass dieser Verrat einen Prozess wegen Hochverrats nach sich ziehen würde und damit das Todesurteil: Kreuzigung.
Die Jünger Jesu reagierten überrascht, ängstlich, ungläubig auf diese Ankündigung. Nur einer nicht: Judas, der Jesus für Geld verraten hatte. Auf dem Bild hält er den Geldbeutel in der Hand. Er weiß, dass es stimmt.
Jesus lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Er reicht dem Verräter ein rundes Gebäck. – Im Sakrament des Abendmahls ist dies die Hostie, die den Leib Jesu symbolisiert. Der Wein in dem Kelch auf dem Tisch symbolisiert das Blut Jesu. Jesu Geste wirkt wie eine Geste der Vergebung.
Im Bild ist auch ein Lamm zu sehen. Es verweist darauf, dass Jesus und seine Begleiter sich am Vorabend des jüdischen Passahfestes trafen. Traditionell wurde zu diesem Anlass Lamm gegessen.
In den meisten Kirchen führt der Weg vom Eingang im Westen durch die Gestühlreihen auf den Altar zu. Auf diesem Foto, das die St. Georgskirche in Eixen, Landkreis Vorpommern-Rügen, zeigt, ist zu sehen, wie sich am Ende der Gestühlreihen der Raum vor dem Altar öffnet.
Auf dem Altar befindet sich ein Aufsatz mit drei Ölgemälden. Sie zeigen: in der Mitte den Tod Jesu am Kreuz (Karfreitag), links davon die Darstellung der Auferstehung aus dem Grab (Ostersonntag) und rechts die Himmelfahrt Jesu (Christi Himmelfahrt, "Vater-/Herrentag").
Vor dem Altar befinden sich die Kanzel (links) und das Taufbecken (rechts, im Bild nicht zu sehen).
Über die St. Georgskirche in Eixen erfahren Sie hier mehr.
Diese drei Bilder veranschaulichen die wesentlichen Momente der christlichen Botschaft: Jesus, der Sohn Gottes, ist von den Toten auferstanden. Er triumphiert über den Tod und fährt schließlich in das Reich Gottes auf. Diese Botschaft verheißt allen Gläubigen, die nach den Geboten Gottes leben, die Aufnahme in die Gemeinschaft der Heiligen – ein ewiges Leben. In diesen Bildern steckt das Grauen des Todes und der Trost göttlicher Verheißung. Auf sie war und ist der Blick der Kirchenbesucher gerichtet – seit vielen Jahrhunderten.
Lebensgroßen Darstellungen des sterbenden Jesus am Kreuz waren in mittelalterlichen Kirchen üblich. Sie machten einen gewaltigen Eindruck auf die Besucher*innen der Kirchen. Der leidende Ausdruck im Gesicht, die Blutströme ... Die Betrachter*innen haben dieses Leid gefühlt – mit aller Gewalt. Aber gleichzeitig war und ist dies auch das Bild der Erlösung für die Gläubigen: Jesus hat - nach christlichem Verständnis - die Sünden aller Menschen auf sich genommen und sie durch seinen Tod am Kreuz gesühnt: Er hat den Tod überwunden.
Solche großen Kruzifixe werden Triumphkreuze genannt. Mit dieser Bezeichnung ist alles gesagt und ein Mysterium benannt: Der tote Jesus triumphiert über den Tod.
Diese Kreuze hatten ihren Platz am Übergang vom Kirchenschiff, in dem die Gottesdienstbesucher saßen, zum Chorraum. Häufig sind sie auch heute noch dort zu sehen, wie hier in der Petrikirche in Bosau, Kreis Ostholstein. Manchmal wurden sie jedoch später, etwa bei Umbaumaßnahmen, an eine Wand gehängt.
Zu Triumphkreuzen gehören oft noch die Figuren von Johannes und Maria. Sie sollen im Moment seines Todes bei Jesus gewesen sein.
Zu jeder evangelischen Kirche gehört eine Kanzel. Sie ist ein wesentliches Merkmal des von Martin Luther begründeten 'neuen' Glaubensverständnisses. Von der Kanzel aus predigen die Pastor*innen zu den Texten der Bibel. Das Wort Gottes steht im Zentrum des evangelischen Glaubens. Die Aufgabe der Pastor*innen war und ist es, diese Texte zu lesen und zu interpretieren und damit für die Kirchenbesucher verständlich zu machen.
In früheren Zeiten konnte eine Predigt je nach Thema und Redelust des Pastors durchaus stundenlang dauern. Daher wurden Gestühle in die Kirchen eingebaut. Jetzt war es nicht mehr nur den reichen Gemeindemitgliedern möglich, während des Gottesdienstes zu sitzen - diese hatten sich schon in früheren Zeit Gestühle bauen lassen - sondern allen Kirchenbesucher*innen. Fein säuberlich nach Geschlechtern und auch nach Ortschaften getrennt nahm die Gemeinde am Gottesdienst teil.
Kanzeln sind praktische und oft sehr aufwendig gestaltete Kirchenmöbel: Sie zeigen häufig Bilder der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas, Johannes. Diese berichteten vom Leben und Sterben Jesu. Ihre Texte sind die Grundlage der christlichen Religion.
Die Kanzeln sind etwas oberhalb der Gestühlreihen angebracht. So kann die Gemeinde die Prediger*in gut sehen und hören. Der über dem Kanzelkorb angebrachte sogenannte Schalldeckel verbessert ebenfalls die Akustik.
Der sogenannte Kanzelaltar ist nur in evangelischen Kirchen zu finden. Wie sein Name schon sagt, sind in ihm die Kanzel als Ort der Predigt und der Altar als Ort des Sakraments zu einer Einheit verbunden. In ihm sind also die wesentlichen Elemente des evangelischen Gottesdienstes an einem Punkt konzentriert.
Bei einem Kanzelaltar ragt hinter dem steinernen Altartisch eine aus Holz gezimmerte Architektur auf. Sie erinnert an ein Portal. Sie kann mit Tafelbildern, Skulpturen und Ornamenten reich geschmückt sein. Oberhalb des Altartisches ragt der Kanzelkorb aus dieser Architektur heraus. Der Pastor betrat die Kanzel über eine rückwärtige Treppe. Kanzelaltäre entstanden vorwiegend im 17. und 18. Jahrhundert. Den heutigen Pastor*innen ist die herausgehobene Positionierung während der Predigt oft unangenehm. In vielen Gemeinden werden diese Kanzeln daher nicht mehr genutzt.
In manchen Kirchen ist der Kanzelaltar noch um die Orgel erweitert. Darin zeigt sich der hohe Stellenwert der Kirchenmusik für den evangelischen Gottesdienst.
Neben dem Altar und der Kanzel fehlt auch das Taufbecken in keiner Kirche. Es steht in räumlicher Nähe zu Altar und Kanzel. In der Dorfkirche in Demern, Landkreis Nordwestmecklenburg, befindet es sich links auf dem Bild. Es ist ein bunt bemaltes Taufgestell aus der Zeit um 1700.
Mit dem Sakrament der Taufe wird der Täufling in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Viele Jahrhunderte war die Taufe von Kindern üblich. Heute spielt die selbstbestimmte Entscheidung Jugendlicher und Erwachsener eine zunehmende Rolle.
Getauft wird mit Wasser. Es ist das Symbol des Lebens, steht aber auch für Veränderung und Reinigung. In der Taufe symbolisiert es das Sterben und die Auferstehung Jesu.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Form, Größe und Material der Taufbecken verändert. Im Mittelalter war es üblich, die Säuglinge in das Taufwasser einzutauchen. Entsprechend groß sind diese alten steinernen und bronzenen Taufbecken. Allerdings konnte die Taufe auch durch das Benetzen des Kopfes erfolgen, wie es heute bekannt ist. Die Kindstaufe war früher ein wichtiges soziales Ereignis und ein Teil der Daseinsfürsorge: Ungetauft zu sterben, bedeutete auf direkten Weg in die "Hölle" zu gekommen.
Nach der Einführung der Reformation setzte sich die Taufe durch das Benetzen des Kopfes durch. Die Taufbecken reduzierten sich zu Taufschalen, die in ein Gestell oder auch in die alten großen Becken eingehängt wurden.
In der Zeit des Barock setzte sich eine besondere Form des Taufbeckens durch: der Taufengel. Taufengel halten die Taufschale in ihren Händen. Sie sind Standfiguren oder, wie hier in der Marienkirche in Gudow, Kreis Herzogtum Lauenburg, schwebende Skulpturen. Schwebende Taufengel konnten mithilfe eines Mechanismus in das Gewölbe der Kirche hinaufgezogen und wieder heruntergelassen werden. Was für eine beeindruckende 'Show', die die Gegenwart Gottes im fliegenden Engel für die Gemeinde sichtbar machte. Aber Taufengel hatten auch einen praktischen Vorteil: Sie beanspruchten im Kirchenraum keinen Platz, wenn sie nicht gebraucht wurden.
Die meisten norddeutschen Kirchen stammen noch aus mittelalterlicher Zeit. Die Dorfkirchen sind entsprechend klein und waren nicht für die große Anzahl an Besucher*innen ausgelegt, die in den vergangenen Jahrhunderten in die Kirchen strömten. In dieser Zeit wurden Emporen in die Kirchen eingebaut. Sie boten allen Besucher*innen einen Sitzplatz mit Blick auf den Altar. Der sonntägliche Kirchgang gehörte zu den wichtigen sozialen Ereignissen im Alltagsleben. Er stiftete Gemeinschaft und ermöglichte soziale Kontrolle. – "Wer war nicht da?"
Neben den Ausstattungsstücken, die im Gottesdienst in Gebrauch sind haben sich in den mittelalterlichen Kirchen eine Reihe von Werkstücken erhalten, die für die evangelische Glaubenspraxis heute keine Bedeutung mehr besitzen. Sie sind Zeugnisse vergangener Zeiten und früher gelebten Glaubens. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.
In der Kirche von Hallig Oland, Kreis Nordfriesland, hat sich eine Apostelreihe aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Die Figuren sind heute auf einem Eichenbalken aufgestellt. Sie unterscheiden sich in Größe und Stil. Sie sind also keine einheitliche Gruppe, sondern wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt in der heutigen Form zusammengestellt.
Die Oländer Kirche stammt aus dem Jahr 1824. Sie ist ein einfacher, schmuckloser Bau - eine stumme Zeugin der Zerstörung durch Sturmfluten und des zähen Wiederaufbaus. Auch die "zusammengewürfelte" Apostelreihe erzählt von untergegangenen Kirchen und ihren Ausstattungen.
Die Apostelreihe hat heute keine Funktion im Gottesdienst. Aber sie ist dennoch mehr als ein dekoratives Überbleibsel einer vergangenen Kultur. Apostelreihen repräsentieren seit Jahrhunderten die Glaubensinhalte des Christentums. Die Apostel gehörten dem Kreis um Jesus Christus an. Sie sind also die ersten Zeugen seines Lebens und Wirkens, seines Todes, des Wunders seiner Auferstehung und der Aufnahme in den Himmel. In der Apostelgeschichte wird von ihrer Aussendung durch den Heiligen Geist berichtet (Pfingsten): Sie machten sich auf den Weg und verbreiteten die christliche Botschaft in der damals bekannten Welt.
Dieser Marienleuchter ist ein prächtiges Beispiel für die intensive Verehrung der Mutter Jesu im späten Mittelalter. Er ist in der Marienkirche in Heiligenstedten, Kreis Steinburg, zu sehen und zeigt Maria mit dem Jesuskind. Maria trägt eine Krone auf dem Kopf. Ihr Körper ist von Strahlen umgeben und unter ihren Füßen liegt eine Mondsichel.
Maria ist durch das Attribut der Krone als Himmelskönigin ausgezeichnet. Nach mittelalterlichen Glaubensverständnis herrscht sie zusammen mit Jesus Christus im Reich Gottes. Die Vorstellung von König und Königin im Himmel ist für die mittelalterlichen Gläubigen ein leicht verständliches Bild: Neben den weltlichen Fürsten gibt es im Himmel eine andere gerechtere Herrschaft.
Die Strahlen und die Mondsichel verweisen auf eine Textstelle aus der Offenbarung des Johannes. Dies ist das letzte Buch der Bibel und beschreibt die Vision des Johannes vom Ende der Welt. Johannes erzählt von einer Frau, die auf dem Mond steht und mit der Sonne bekleidet ist. Sie erwartet ein Kind, dass die Welt vom Bösen erlösen wird. Die mittelalterliche Tradition sah in dieser Frau Maria.
Die Bedeutung Mariens für die mittelalterlichen Gläubigen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie galt als Miterlöserin neben Jesus Christus und als Mutter der Barmherzigkeit. Der Marienleuchter macht diese hohe Wertschätzung deutlich.
Zur ersten Ausstattung einer mittelalterlichen Kirche gehörten neben Altar, Kreuz und Taufe auch Wandmalereien. Sie sind mehr als dekorative Elemente der Architektur. Die dargestellten Figuren veranschaulichten biblische Texte und Glaubenssätze für die Kirchenbesucher*innen. Diese konnten in der Regel nicht lesen. Sie verstanden auch nicht die lateinische Sprache, in der der Gottesdienst abgehalten wurde. Bilder sind Texte ohne Worte. Durch sie wird die göttliche Botschaft sichtbar.
Die Motive der Wandmalereien richteten sich nach dem Gebäudeteil, in dem sie angebracht wurden. So sind im Chorraum, dem Ort, an dem der Altar steht, häufig Darstellungen des Weltenrichters, der Krönung Mariens zur Himmelskönigin oder Bilder aus der Leidensgeschichte Jesu zu sehen. Alle diese Motive beziehen sich auf das Sakrament des Abendmahls: den Tod, die Vergebung der Sünden, die Erlösung und das Reich Gottes.
In der Kirche in Steinhagen, Landkreis Vorpommern-Rügen, ist neben der Wandmalerei (Weltenrichter mit Maria als Fürsprecherin der Menschen) auch eine Skulptur einer trauernden Maria zu sehen. Sie gehört zu einer Triumphkreuzgruppe.
Bunte Glasfenster waren in den großen spätmittelalterlichen Bischofs- und Stadtkirchen weit verbreitet. Sie zeigten Darstellungen biblischer Geschichten und Bildern von Heiligen. Aber auch in Dorfkirchen sind bis heute wunderbare Beispiel dieser eindrucksvollen Kunst zu sehen. Sie gehören zur gotischen Architektur, die die Schwere des Mauerwerks in Licht auflöste. Glasmalereien wirken ganz anders als Wandmalereien. Sie sind nicht in die Fläche gebannt, sondern breiten sich durch das sie durchströmende Sonnenlicht in den Kirchenraum hinein aus.
Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden keine großflächigen Glasbilder mehr. Das 19. Jahrhundert entdeckte schließlich das Mittelalter neu. Mittelalterliche Kirchen wurden instand gesetzt und sehr oft auch völlig neu umgebaut und ausgestattet. Es entstanden große Glasbilder, deren Formensprache sich an die mittelalterliche anlehnt. So wie hier in der Johanneskirche in Wusterhusen, Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Kirchen sind Orte gelebten Glaubens - durch die Jahrhunderte hindurch. Ihre Ausstattungen passen sich dem jeweiligen Glaubensverständnis und dem Zeitgeschmack an.
Über die Johanneskirche in Wusterhusen erfahren Sie hier mehr.