Kuppa des Taufsteins, St. Peter-und-Pauls-Kirche, 17116 Teterow 

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Sie sind in jeder Kirche zu finden: Taufbecken. Sie gehören zur Ausstattung einer Kirche einfach dazu - in unterschiedlichster Größe und Form, Alter und Material.
Sie sind ein notwendiger Gegenstand für den kirchlichen Gebrauch und wurden in allen Epochen und Jahrhunderten hergestellt.

Häufig sind in den Stadt- und Dorfkirchen, den Pfarr- und ehemaligen Klosterkirchen Taufbecken aus dem Mittelalter erhalten. Seit dem 13. Jahrhundert wurden im Bereich der heutigen Nordkirche zahlreiche Kirchengebäude erbaut, um den großen Bedarf an pastoraler Versorgung in Stadt und Land zu erfüllen.

Dieses wunderschöne Taufbecken stammt aus der St. Peter- und-Pauls-Kirche in Teterow und wurde im 14. Jahrhundert hergestellt. Die sogenannte Kuppa ist - typisch für diese Zeit - mit feingearbeiteten gotischen Arkaden verziert. Das Taufbecken wurde nicht in unserer Region hergestellt. Der Kalkstein, aus dem es gefertigt wurde, kommt hier nicht vor. In der Regel wurden solche Taufsteine importiert, zum Beispiel von der schwedischen Insel Gotland. 

Schaft der Granittaufe aus der Kirche in Carlow, heute: Petri-Kirche, 19217 Demern

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Manche Taufbecken sind deutlich älter als das in der St. Peter-und-Pauls-Kirche in Teterow. So wie dieser Taufstein in der kleinen Dorfkirche in Demern im Landkreis Nordwestmecklenburg. Es wurde im 13. Jahrhundert aus Granit hergestellt. Dieses Gestein kommt in Norddeutschland in Form von Findlingen vor, die in der Eiszeit mit den Gletschern aus Skandinavien transportiert wurden. Die Materialbeschaffung war also relativ einfach. Die Materialbarbeitung jedoch erforderte hohe Fachkenntnisse. 

Wir wissen heute leider nicht mehr, welchem Steinbildhauer wir diesen Taufstein zu verdanken haben und leider auch nicht, wann es genau hergestellt wurde. Aus dieser frühen Zeit des Kirchenbaus und der Kirchenausstattung liegen uns keine Notizen oder gar Rechnungsbücher vor. Die Formsprache des Taufbeckens und der vier Reliefköpfe am Fuß sind zu unspezifisch, als dass wir eine genaue Datierung vornehmen könnten. Aber nichtsdestotrotz fasziniert der Taufstein noch heute die Kirchenbesucher*innen. Er ist eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten, an unzählige Taufen, die vorgenommen wurden, an Hoffnungen und Erwartungen der Eltern und Paten. Die vier Köpfe scheinen über diese Erinnerungen zu wachen - vielleicht wehren sie das Böse ab, vielleicht stellen sie die vier Evangelisten dar, die vom Leben Jesu Christi erzählen.
Solche Köpfe sind häufiger an Taufsteinen zu finden. 

Die Taufe gehört zu den ältesten Ritualen des Christentums. Durch sie wird ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Die Arten, wie das Ritual durchgeführt wird, haben sich über die Jahrhunderte hinweg verändert und sind auch heute sehr vielfältig, doch eines ist stets gleich geblieben: Getauft wird mit Wasser – meistens in einer Kirche. Allerdings erfreuen sich mittlerweile Tauffeste in Flüssen oder am Meer großer Beliebtheit.
In der Regel wird die Taufe jedoch in einer Kirche vorgenommen. Dabei wird der Kopf des Täuflings dreimal mit Wasser benetzt.
Ob geweihtes Wasser, Flusswasser oder Leitungswasser - es wird ein Behälter benötigt, in dem das Taufwasser bereitgestellt wird. 

Bronzetaufe aus der Werkstatt H. Benningk (Hamburg), 1638, Marienkirche, 25524 Heiligenstedten

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Dieses Behältnis musste für jeden Kirchenraum angeschafft werden. Dazu war die kirchenrechtliche Erlaubnis wichtig, dass in der Kirche getauft werden durfte. Dann musste durch die Kirchenvorsteher die Finanzierung geklärt werden: Wer zahlt die Herstellung und Aufstellung des Taufbeckens? Ebenfalls musste geklärt werden, welche Werkstatt mit der Herstellung beauftragt werden sollte. Damit verbunden ist die Entscheidung über das Material - Kalkstein, Granit, Marmor, Bronze, Holz. Diese Entscheidung ist zeit- und modeabhängig. So gab es Zeiten, in denen gotländische Kalksteintaufen sozusagen "en vogue" waren, später dann Bronzefünten. Es gab aber auch regionale Unterschiede, so waren etwa an der schleswig-holsteinischen Westküste Taufen aus schwarzem Marmor (aus dem heute belgischen Namur) im späten Mittelalter weiterverbreitet. Natürlich spielt auch der Kostenfaktor eine Rolle. Im Grunde verlaufen die Entscheidungsprozesse ähnlich wie heute.
Nur würden wir heute nicht mehr so detailliert auf der Taufe vermerken wer wie viel Geld für die Anschaffung gestiftet hat, wie es auf dem Taufbecken in Heiligenstedten der Fall ist.

Altarraum mit Bronzetaufe aus dem 13. Jahrhundert, Maria-Magdalenen-Kirche, 24576 Bad Bramstedt

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Im Mittelalter befand sich das Taufbecken im Westen der Kirchen. Das hat mit der Symbolik des Kirchengebäudes zu tun: Kirchen sind in der Regel längsrechteckige Gebäude. Sie symbolisieren einen Weg vom Westen in den Osten - zum Altar. Im Osten geht die Sonne auf. Aus dieser Richtung erscheint das Licht Gottes. Der Altar und damit die Teilnahme am Abendmahl sind das Ziel des Wegs der Gläubigen. Er beginnt mit der Taufe. 

Auch das Taufbecken der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt befand sich zu seiner Entstehungszeit im Westen der Kirche. Wo genau, das wissen wir nicht. Heute steht es direkt vor dem Altar.
Es wurde aus Bronze gegossen und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Damit gehört es zu den ältesten seiner Art im Land. Die Außenwände des Beckens sind kunstvoll verziert: Sie zeigen mehrfach den thronenden Christus. Er ist umgeben von vier kleinen Medaillons, in denen die Symbole der vier Evangelisten (Matthäus - Engel, Markus - Löwe, Lukas - Stier, Johannes - Adler) zu sehen sind. Diese Darstellung wird als Majestas domini  ("Herrlichkeit des Herrn") bezeichnet. Sie ist bis ins 14. Jahrhundert hinein ein beliebtes Motiv. Sie verweist auf das Ende der Welt und den Beginn des Reiches Gottes. Die Taufe wurde demnach verstanden als Voraussetzung für den Zugang zum Reich Gottes.

Taufschale mit Relief des Sündenfalls,16. Jahrhundert, Maria-Magdalenen-Kirche, Bad Bramstedt, 24576 Bad Bramstedt

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In das Bad Bramstedter Taufbecken ist eine sogenannte Beckenschlägerschale eingesetzt. Solche Schalen wurden im 16. Jahrhundert in die großen Taufbeckenöffnungen eingehängt. In dieser Zeit war die Taufe durch Untertauchen des Säuglings nicht mehr überall üblich.
Die Schalen wurden vor allem in Nürnberg hergestellt. Typisch ist die Darstellung von Adam und Eva, wie sie den Apfel vom Baum der Erkenntnis essen. Nach der biblischen Geschichte brachen die Menschen dadurch ihren Gehorsam Gott gegenüber und wurden aus dem Paradies vertrieben. Durch sie kam die Sünde in die Welt. Durch die Taufe und das Leben nach den Geboten Gottes und dem Glauben an Jesus Christus kann der Mensch Erlösung finden. Diese lange dramatische Geschichte erzählt das Bad Bramstedter Taufbecken und seine Schale in wenigen Bildern.

 

Darstellung einer Kruzigung Jesu auf dem Taufbecken, Marienkirche, 25524 Heiligenstedten

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Taufbecken aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit sind in der Regel mit Ornamenten und figürlichen Reliefs verziert. Wir hatten eben schon gesehen, welche hohe symbolische Bedeutung die Reliefs hatten. Sie illustrieren und erläutern das Geschehen am Taufbecken für die an der Taufe Beteiligten und für die Kirchenbesucher*innen. Damit sind sie nicht bloße Verzierung, sondern "belehren" auch. Zusammen mit den im Gottesdienst gesprochenen Worten - der Predigt und den Taufworten "Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (...)" - banden sie die Gläubigen in das Geschehen ein.

Mit den Motiven der Reliefs wurden in den Gemeinden vor Ort Akzente gesetzt. So wird zum Beispiel auf dem Taufbecken der Kirche in Heiligenstedten aus dem Jahr 1638 der Bezug zwischen dem Tod Jesu (Kreuzigung) und der Taufe hervorgehoben. Der Apostel Paulus hatte in seinem Brief an die christliche Gemeinde in Rom die Taufe als Tod und Auferstehung im Namen Jesu beschrieben. In Kapitel 6 heißt es dort: "So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln".
Für uns heute ist die alte Bildsprache und ihre Bedeutung oft nicht leicht zu verstehen. Manchmal scheint sie mit unserem Verständnis der Taufe als einem freudigen Ereignis nicht recht zusammenzupassen.

Taufengel, Marienkirche, 23899 Gudow

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Taufengel sprechen viele Menschen emotional stärker an. Sie schweben mit Hilfe eines Mechanismus vom Kirchengewölbe herab und bringen die Taufschale mit dem Taufwasser sozusagen vom Himmel auf die Erde. Die Taufgemeinde, Pastor*in und Paten gruppieren sich um den Engel herum. Der Täufling wird in der Mitte der Gemeinde - mitten in die Gemeinde - aufgenommen.

Taufengel entstanden vor allem in der Zeit des Barock, also im 17. und 18. Jahrhundert. Sie reagierten auf das Bedürfnis nach religiösen Erlebnissen. Möglicherweise sparten sie auch Platz im Kirchenraum, da nun für Taufbecken und umgebendes Gitter kein Platz mehr im Kirchenraum eingeräumt werden musste. 

Der Fisch - ein Symbol für Christus

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Die Taufe ist in der evangelischen Kirche eines der zwei Sakramente. Die Taufe und das Abendmahl rahmen das religiöse Leben. Mit der Taufe tritt ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft ein. Mit dem Abendmahl bekräftigt und erneuert die Person ihr Bekenntnis stets wieder neu.
Die Taufe ist also ein wichtiges Geschehen. Sie markiert den Übertritt von einer Lebensphase in eine neue - vom christlichen Glauben geprägte Lebensphase.

Taufkapelle, St. Nicolai-Kirche, 23879 Mölln

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Die Taufe ist ein besonderer Ort. In früheren Jahrhunderten war das Taufbecken in den Kirchenräumen noch mit einem Gitter und einem Taufdeckel versehen.
Nur sehr selten haben sich in den Kirchen vollständig erhaltene historische Taufanlagen erhalten, wie hier in der St. Nicolai-Kirche in Mölln. Mit ihrem Taufbecken aus Bronze, dem Taufdeckel in Form eines Kreiskegels, einem Sockel mit Taufgitter und einem sehr seltenen Taufbild aus der Zeit kurz nach der Reformation ist sie ein echtes Highlight - nicht nur dieser Kirche. Schauen wir sie uns einmal näher an.

Taufgitter, St. Nicolai-Kirche, 23879 Mölln

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Die Möllner Taufe entstand im späten Mittelalter. Damals war die Kindertaufe üblich. Hier können wir nicht von einem bewussten und freiwilligen Eintritt in eine neue Lebensphase sprechen, dennoch markiert sie nach damaligem Verständnis einen tiefen Einschnitt im Leben des Säuglings: Mit der Taufe kann nun auch er auf die Gnade der Erlösung hoffen. Ungetaufte Kinder - oder besser gesagt: die Angehörigen ungetaufter Kinder - konnten dies nicht.
Diese Zäsur wurde anschaulich und begreifbar gemacht, indem das Taufbecken in einen umfriedeten Bereich eingestellt wurde. Ein Gitter markierte die Grenze. Es grenzte den Kirchenraum, in dem die Getauften beten, an Gottesdiensten und am Abendmahl teilnehmen gegen den Raum um das Taufbecken ab, in dem der Säugling erst noch in die Gnade Gottes aufgenommen wurde. 
Es sind nur noch sehr wenige Taufgitter erhalten. Sie entsprechen nicht mehr dem heutigen Verständnis von Taufe als einem freudigen Ereignis inmitten der Gemeinde.

Taufbecken, St. Nicolai-Kirche, 23879 Mölln

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Das Taufbecken entstand zusammen mit dem Taufgitter 1509. Der Bronzegießer Peter Wulff erhielt den Auftrag für das großartige Werk. Er hat seinen Namen in der umlaufenden Inschrift hinterlassen. 
Er gab dem Becken, wie es damals üblich war, eine glockenartige Form. An ihren Außenseiten sind Reliefs von Heiligenfiguren zu sehen und das Möllner Stadtwappen - ein Mühlrad. Wie Wächter umstehen die Heilige Katharina, Maria, die Mutter Gottes, der Heilige Christophorus und weitere im ausgehenden Mittelalter verehrte Heilige das Taufbecken.

Trägerfigur des Taufbeckens, St. Nicolai-Kirche, 23879 Mölln

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Taufbecken aus Bronze sind eine künstlerische Innovation des 14. Jahrhunderts. Sie ähneln nicht mehr den früheren steinernen Kelchen, sondern entwickeln eine eigene Formsprache und Dekoration. Neu sind die Trägerfiguren, die das Taufbecken über den Boden erheben. Sie können ganz unterschiedliche Gestalt annehmen und sind von großer symbolischer Bedeutung - schließlich "tragen" sie das Taufgeschehen mit. In Mölln sind es drei knieende, in lange Gewänder gehüllte Figuren. Ihrer Bekleidung nach handelt es sich um Geistliche, die in ihren Händen einen besonderen Gegenstand halten: ein Chrismarium. In einem solchen Gefäß werden in der katholischen Kirche die drei heiligen Öle aufbewahrt. Diese Trägerfiguren machen deutlich, dass die Priester der Durchführung des Sakraments dienten. 

Taufe Jesu im Jordan, Malerei auf der Emporenbrüstung, 1735, St. Andreas-Kirche, 23568 Lübeck (Schlutup)

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Die Geschichte der Taufe begann mit dem Wanderprediger Johannes. Er wollte die Menschen auf das nahende Himmelreich vorbereiten. Alle, die auf seine Worte hörten, taufte er im Fluss Jordan.
Das Untertauchen im Wasser eines Flusses ist ein altes religiöses und spirituelles Ritual der Reinigung. Johannes sagte: "Ich taufe euch mit Wasser der Buße; der aber kommt, ist stärker als ich (...); der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen" (Evangelium nach Matthäus 3, 11).
Eines Tages kam Jesus an den Jordan zu Johannes und ließ sich von ihm taufen. Als Jesus aus dem Wasser herausstieg geschah etwas Eigenartiges: "Und siehe, da tat sich über ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe" (Math. 3, 16-17).
In dieser Geschichte wird erzählt, wie Jesus durch die Taufe als Sohn Gottes angenommen wird. Das Taufgeschehen in den christlichen Kirchen folgt dieser Erzählung: Die Täuflinge werden von Gott angenommen. Sie treten ein in die Gemeinschaft der Christen.
Seit Jahrhunderten wird in den christlichen Kirchen in unzähligen Bildern diese biblische Taufszene nacherzählt.

Die Taufe Jesu im Fluss Jordan, Taufbecken von Hans Apengeter, 1337, Detail, St. Marien-Kirche, 23552 Lübeck

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Doch diese Geschichte erklärt nicht, warum die frühen Christen dem Vorbild eines Wanderpredigers folgten und die Taufe als Ritual einführten, um ihre Gemeinschaft zu festigen. Warum das möglich wurde, erzählt der Evangelist Matthäus im 28. Kapitel seines Lebensberichts Jesu. Dort lesen wir, dass Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung einen "Taufbefehl" gab: Seine Begleiter sollten die Botschaft Gottes in der Welt verkünden. Sie sollten missionieren. Wer sich der Gemeinschaft der Christen anschließen wollte wurde getauft - als Zeichen der Zugehörigkeit. Die Taufe ist demnach eine Art Initiation. Von den ersten Taufen erzählt die Apostelgeschichte in der Bibel.

Darstellung einer Taufe mit Paten, 1583, St. Nicolai-Kirche, 23879 Mölln

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Die Taufe wurde in den Anfängen des Christentums erst nach einer "Lehrzeit" dem Katechumenat vorgenommen. Paten begleiteten den Taufwilligen durch diese Zeit. Sie führten ihn in die christliche Lehre ein und bürgten vor der Gemeinschaft für die Rechtgläubigkeit der Anwärter*in. Zunächst wurden also nur Erwachsene getauft. Die Taufe wurde durch hohe Geistliche, die Bischöfe, durchgeführt und auch nur einmal im Jahr - zu Ostern. Mit der Auferstehung Jesu am Ostermorgen erfüllt sich die Botschaft Gottes. In diesem Geist fanden die ersten Taufen statt. Wer sich taufen ließ, hatte eine bewusste Entscheidung für seinen neuen Glauben getroffen.

Die Bedeutung der Paten als Begleiter*innen des Täuflings ist bis heute geblieben. Mit der Säuglings- und Kindertaufe ist es nun aber ihre Aufgabe, das getaufte Kind in den christlichen Glauben hinein zu begleiten.

Altarraum mit Taufbecken, Blick nach Westen, St. Annen-Kirche, 25776 St. Annen

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Von der Taufe Jesu im Jordan bis zu den kleinen Taufbecken, die wir heute in den christlichen Kirchen finden, wie etwa in der St. Annen-Kirche, war es ein langer Weg: Die Erwachsenentaufe war zunächst ein freiwilliges Bekenntnis zum christlichen Glauben. Sie wurde häufig als sogenannte Immersionstaufe durchgeführt. Dies bedeutet, dass der Täufling im Wasser untergetaucht wurde, etwa in einem Fluss oder in einem großen Taufbecken. Solche großen Taufbecken waren in einer Taufkirche, einem Baptisterium, eingebaut. Ebenfalls weit verbreitet waren Infusionstaufen. Hier wurde der Täufling mit Wasser übergossen.
Doch längst nicht alle Taufen wurden freiwillig vorgenommen. Zwangstaufen von durch christliche Fürsten eroberten Völkern prägten die Zeit der Christianisierung Europas. Sie fanden häufig in Flüssen statt.
Die Ausbreitung des Christentums in Europa ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die Kindertaufe schließlich durchsetzte. Im hohen und späten Mittelalter war die Säuglingstaufe üblich. 

Adam und Eva, Reliefs, Taufbecken, 1705, 25869 Hallig Gröde

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Es war jedoch nicht allein die Ausbreitung des Christentums in ganz Europa, die die Säuglingstaufe zum Standard christlicher Glaubenspraxis machte. Vorher musste eine theologische Voraussetzung gegeben sein, die die Taufe von Säuglingen überhaupt möglich machte, denn Säuglinge und Kleinkinder können noch keine bewusste Glaubensentscheidung treffen.
Den Weg hin zur Säuglingstaufe ebnete Augustinus, Bischof der nordafrikanischen Stadt Hippo Regius (heute Annaba im östlichen Algerien). Er lebte um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert. Seine Schriften prägten die christliche Theologie jahrhundertelang. Eine seiner wichtigsten Lehren betrifft die sogenannte Erbsünde: Adam und Eva brachten durch ihr ungehorsames Verhalten – wir erinnern uns: sie aßen den Apfel vom Baum der Erkenntnis –  die Sünde in die Welt. Daraufhin ließ Gott sie aus dem Paradies vertreiben. Nach Augustinus gaben sie die Sünde an ihre Kinder weiter und diese wieder an ihre Kinder und so fort. Die Sexualität ist in der Vorstellung Augustinus das Medium, durch das die Sündhaftigkeit ewig weitergegeben wird. Jesus Christus, der Sohn Gottes, durchbrach diese Kette. Durch ihn wird nach christlichem Glauben die Sünde aus der Welt genommen.
Die Reliefs auf der Holztaufe der Kirche auf der Hallig Gröde stellt diesen Bezug zwischen dem Sündenfall und der Hoffnung auf Erlösung durch die Taufe her. 

Verstorbene Kinder der Familie Brosius, Epitaphaltar in der Kirche, 23919 Behlendorf

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Die Kindertaufe war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die übliche Praxis. Abweichungen gab es in der Reformationszeit mit der Täuferbewegung, die eine bewusste Entscheidung für den Glauben forderte. Darüber hinaus aber wurden Säuglinge so rasch wie möglich nach ihrer Geburt getauft. Ungetaufte standen nicht in der Gnade Gottes, so der Glaube. Sie durften nicht auf den kirchlichen Friedhöfen beerdigt werden. Die Kindersterblichkeit war bis ins 19. Jahrhundert hinein sehr hoch und damit die Gefahr, ungetauft zu sterben.

Einen Eindruck von der Kindersterblichkeit geben uns die zahllosen Epitaphien (Gedenkbilder), die sich bis heute in den Kirchen erhalten haben. Oft ist die gesamte Familie des/der Verstorbenen dargestellt. Verstorbene Kinder sind mit einem Kreuz bezeichnet oder wie hier auf dem Epitaph für Bernhard Brosius mit einer Totenkrone. 
Im Blick.Denk an mich! Erzählt die Geschichte des Epitaphs für Bernhard Brosius und seine Familie.

Taufdeckel mit der Taube des Heiligen Geistes, St. Annen-Kirche, 25776 St. Annen

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Die biblische Geschichte berichtet davon, dass sich der Himmel über Jesus aufgetan habe und eine Taube zu ihm herabgefahren sei. Die Taube ist im Christentum ein Symbol für den Geist Gottes – den Heiligen Geist. Meist wird in der christlichen Kunst eine weiße Taube dargestellt. Die Taube galt bereits in der Antike als Symbol für Frieden und Liebe. In den Kirchen begegnet uns die Taube sehr häufig an den Kanzeln, denn dort wird das Wort Gottes gepredigt. 
Dass der Heilige Geist im Taufgeschehen anwesend ist, macht die Taube im Taufdeckel der St. Annen-Kirche in Dithmarschen deutlich: Geborgen in den geschwungenen Voluten des barocken Taufdeckels begleitet sie den Täufling in die Glaubensgemeinschaft. Martin Luther schrieb: "Wasser tut' s freilich nicht, sondern das Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, der solchem Worte Gottes im Wasser traut".

Taufdeckel sind übrigens eine praktische Sache. Sie verhindern die Verschmutzung des Taufwassers, das in früheren Jahrhunderten nur einmal im Jahr - zu Ostern - gewechselt wurde. Damit wurde die Verbindung zwischen der Taufe und der Auferstehung Jesu hergestellt.

Tauengel, St. Johannis-Kirche, 17509 Wusterhusen

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